Regengüsse, Schlamm in den Häusern
Ein dunkler August
Der Sturz aus allen Kalendern:
Was soll das wern – !
Die Weißeritz im alten Bette
Ein donnernder Zug
Durch den Hauptbahnhof, und die Elbe
Steigt breit die Treppen herauf
Mit ihrem Gefolge
Unrat auf Unrat!
Die Landschaft der Liebe Schlamm
Auf den Laken.
Und Dresdens feuertrunkene Tote
Schwimmen nach oben wassersüchtig
So rasch gommdr ni davon / Im Lehm und Tod ni
ES GIBT EINE ANDERE WELT und so sieht sie aus;
Die albträumende Menschheit
Wir Menschen sind nah am Wasser gebaut
Und verdichten den Boden
Undurchlässigste
Kreaturen.
Schlamm auf dem Schreibtisch
mein Stück
Spielt am Strand. Es ist ein Traumstrand
Nackte Touristen und Flüchtlinge
Kämpfen um die Strandburg. Oder in Genua
Weil ich nicht weiter weiß, schlafende Polizisten
Tauschen die Rollen
ES GIBT EINE ANDERE WELT
Mit prügelnden Demonstranten.
Drei vier Zeitalter von gleicher Machart
Und die Sintflut ist Grundversorgung
(: ein Fondsmanager Fachmann für Verluste)
feststeht, es wird in diesem Jahrhundert rauher zugehn auf dem
Planeten, Niederschläge Trockenheit, Wirbelstürme warten an
den Fronten, FliegenFliegerschwärme & atlantische Störungen an
den Wassern von Euphrat und Tigris / Die können die Wüste in
die Sandsäcke füllen
Wenn mr ni so erschöpft wär, könnte mr heulen.
Sagte ich Liebe
– – – – diese Zeile, ein Plünderer
An beiden aber unglaublich entfernten
Ufern schweißnasse
Von sonstewoher
Stehen einander bei, als wenn se sich kenntn!
Es gibt, ja doch nein
Mein Herz, Schlamm in den Kammern
ES GIBT EINE ANDERE WELT.
Das Grab meiner Mutter
Steht unter Wasser
Im Loschwitzer Friedhof: was sollchn da Tränen
Vergießen
Vorgetragen bei der Benefizlesung der Berlin-Brandenburgischen und der
Sächsischen Akademie für die Hochwassergeschädigten, am 6. September 2002.
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