I
Ein Päckchen Trockenmolch,
bewölkter Himmel, vierzig
Watt, mein Sprechgesicht: ist
das die Sprache, die
Einsprachigkeit, die in den
Muskeln sitzt, sind
meine Raucherbacken das,
abschüssig, eingeebnetes
Gelände, Brüx? In deinem
Kinderzimmer: Molche
auf der Fensterbank, die
Schüssel, Abwasch,
Urgroßmutterfinger. Most.
Krater. Schwefelmolche,
Kohlenmolche irgendwo
außerhalb der Stadt
gefischt mit bloßer Hand,
und Staub, Zement, verfärbte
Augen dann. Unter der
Hochstraße kann man
im Schatten gehn, und
du – ist das der Klang? Mott,
Maulwurf, Erdreich weit
im Süden, ich denke
oft daran, vom andern Ende
her: Pilsen am Nachmittag,
es geht bergab, mein
Unterkiefer knackt.
II
Hochsommer, und die
Rattenkastanien nicht
mehr weit. Trägt man
die Sprache etwa im
Gesicht spazieren? Prag
zweiundvierzig, der
Wagen kommt mit
offenem Verdeck, die
Waffe in der Tür ist
nicht geladen. Heydrich
hat Polsterfüllung in
der Milz, hier stirbt
man entweder am
Roßhaar oder schluckt
den eigenen Rotz. Und
Sprachbaracken.
III
Gemischtes Wetterbild,
keine Schwarzerde,
keine Unterkellerung,
Waschküchenspiele
Fehlanzeige. WB 70
vielleicht – was weiß
denn ich davon, ich
sehe dich am Fenster
stehn: der mit den
Einmachgläsern
hinterm Vorhang, der
nach der Schule ganz
allein über die Halden,
Gleise und Terrassen
zieht. Wir rauchen abends
vor der Mokkabar,
Flachmänner, morsche
Bänke, du erkennst uns
kaum im Dunst, im
Supermarkt, dann im
Gebrauchtwagen. Und dann
hinauf, der Nadelwald,
die Ausfallstraße zum
Grenzübergang. Da
kommt etwas, von Norden
her – ist das nun
Sprache? Und du, noch
da, mit völlig vergessenen
Molchen, Sonnenbrand,
die kannst du dir aus
dem Terrarium kratzen,
Most, Horizonte,
Binnenland. Und Kartengrüße,
knapp gefaßt, ein
Päckchen Trockenmolch
geht auf die Reise.
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